Sieger des Literatur- und Kunstwettbewerbs "Hoffnung im Untergang"
(Plätze 1 bis 3 in den Kategorien Prosa, Lyrik und Kunst)


Prosa Platz 3
Simone Edelberg
Abschied von Greta


Die Luft riecht feucht und mir ist kalt. Vor dem Wohnzimmerfenster tanzt der Nebel. Meine alten Knochen knacken bei jeder Bewegung. Langsam schlurfe ich zu meinem roten Ohrensessel und lasse mich schwer hineinfallen. Ich starre auf das Klavier. Gretas Klavier. Ich bin müde. So müde! Es hat mich all meine Kraft gekostet, unsere Wohnung aufzulösen. Der Gewinn ist lächerlich gering: 5.000 Euro für 50 Jahre Leben. Mein Leben mit Greta.

Sie ist seit 93 Tagen tot. Ihr Klavier zu verkaufen ist das Letzte, was ich noch tun muss, bevor ich ins Altersheim gehe. Haus Waldfrieden ... Das klingt eher nach Friedhof als nach einem Zuhause. Drei Möbelstücke darf ich mitbringen. Für das Klavier sei kein Platz, teilte mir die Heimleitung unwirsch und kühl mit. Also wählte ich den Ohrensessel, eine kleine Kommode und den Couchtisch, an dem Greta und ich 50 Jahre lang zusammen Tee getrunken haben. Das Klavier setzte ich in die Zeitung. Und warte nun auf seinen Käufer.

Mich vom Klavier zu trennen, schmerzt mich am meisten. Der Verkauf bedeutet, mich endgültig von Greta zu verabschieden. Ich dachte, ich wäre soweit. Aber ich bin es nicht. Ich sitze in meinem Sessel und blicke mit tränenleeren Augen auf den besten Freund meiner Frau. Wie oft war ich eifersüchtig auf das Klavier gewesen! Es war fast, als wäre es ihr Liebhaber. Ein Lächeln zwingt sich in mein Gesicht. Dabei hat sie immer gesagt, sie spiele nur für mich. Und trotzdem konnte ich es kaum ertragen, wenn ihre Finger zärtlich über die Tasten glitten.

Erinnerungen umschwärmen mich wie hungrige Kolibris. Ich versuche, sie zu verscheuchen. Und scheitere kläglich. Zu Beginn unserer Ehe bat Greta mich oft, mit ihr im Duett zu spielen. In der Schule war ich kaum über die Tonleiter und den Schneewalzer hinausgekommen. Musik lag mir nicht. Doch für Greta war das Klavierspielen alles: Leben und Leidenschaft. Sie brauchte ihr Klavier wie die Luft zum Atmen, war mit ihm verbunden wie durch eine tönerne Nabelschnur.

Sie gab es schnell auf, gemeinsam mit mir zu spielen. Greta war zu sehr Perfektionistin, um mein stümperhaftes Klimpern lange zu ertragen. Und ich begriff über die Jahre, dass es das Klavierspiel war, das sie so lebendig sein ließ. Ihr Geist erhob sich in für mich schwindelnde Höhen, sobald sie die Tasten berührte. Das blieb auch so, nachdem Dr. Engelhardt Krebs bei ihr diagnostiziert hatte. Greta spielte weiter. Tag für Tag. Bis zum Ende. Und sie lächelte dabei, während ich mein Gesicht zum Fenster wandte, um meine Tränen vor ihr zu verbergen.

Ich erinnere mich daran, wie sie sich einige Wochen vor ihrem Tod geweigert hatte, ins Krankenhaus zu gehen. „Dann kann ich ja nicht mehr spielen“, hatte sie gesagt und mir ihr feines Lächeln geschenkt, das mir immer direkt ins Herz stieß. Damit war alles gesagt. Sie beschloss, das Krankenhaus zum Klavier zu bringen, da sie das Klavier nicht ins Krankenhaus bringen konnte. Ich engagierte eine private Krankenschwester, und jeden zweiten Abend kam Dr. Engelhardt vorbei, um nach ihr zu sehen. Gretas Entscheidung war richtig: Sie war so glücklich während ihrer letzten Tage. Und das ist es, was für mich zählt.

Draußen haben Schneeflocken den Nebel vertrieben. Ich stehe auf und gehe zum Klavier, setze mich auf die verschlissene Klavierbank und berühre sanft die Tasten. Mir ist, als würde ich Greta streicheln. Dann beginne ich, den Schneewalzer zu spielen – das einzige Stück, das ich beherrsche. Meine Finger gleiten zuerst zögerlich, dann immer schneller über die Tasten. Ich erinnere mich erneut an die Anfangszeit unserer Ehe, als Greta und ich noch versuchten, im Duett zu spielen. Ich lache unter Tränen.

Greta ist gestorben. Aber ich weiß, dass sie nicht vollkommen tot ist. Dieses Klavier, ihr Klavier, ist nicht einfach ein Musikinstrument: Ich weiß, dass Greta einen Teil ihrer Seele in diesem Klavier zurück gelassen hat. Und so lange ich es spiele, wird Greta immer bei mir sein. Ihre Seele im Klavier ist das, was mir von ihr geblieben ist. Ich werde sie nicht gehen lassen, indem ich das Klavier verkaufe. Irgendeinen Weg werde ich schon finden, um das Klavier zu behalten. Und während ich darüber nachdenke, wie nah mir Greta noch immer ist, spiele ich den Schneewalzer, und Tränen rinnen über meine Wangen.


Portrait

Simone Edelberg, München, 1969 in Dortmund geboren, pendelt zwischen den Welten NRW und Bayern. Sie arbeitet als Autorin und Journalistin. Die Inspiration für ihr Schreiben zieht sie aus den Irrungen und Wirrungen des Zwischenmenschlichen. Sie liest rund 200 Bücher im Jahr – meist in der Badewanne und in der S-Bahn – und verbringt einen großen Teil ihrer Freizeit unter Wasser oder hinter der Kamera.

Internet: http://wortkuss.wordpress.com



Lyrik Platz 3
Anja Kröner
Immergrün


Frühlingsstürme überm Land!

Reißen an den starken Bäumen;

Lassen doch die Blumen leben.

Und du legst mir deine Hand

Auf die Schultern, die noch beben.


Leise wärmt dies zarte Band

Sommerwind aus meinen Träumen –

Bist du doch so nah geblieben!

Hab dich angeschaut und fand

Zwei Gedanken, die sich lieben.


Finden auch durch diese Wand.

Keinen Augenblick versäumen!

Herbstgold strahlt aus deinem Lachen

Wenn wir schweigend stehn am Strand

Und verrückte Sachen machen.


Nahm mir deinen Duft als Pfand

Um die Einsamkeit zu zäumen!

Durch das Herz ein kaltes Wehen,

Im Gemüt ein schwacher Brand.

Winter gilt`s zu überstehen!



Portrait

Anja Kröner, Arnstadt, 31 Jahre, 2 Kinder, getrennt lebend

Sie schreibt, seit sie schreiben kann; vor allem Gedichte, aber auch Märchen, Reiseberichte, singbare Übersetzungen osteuropäischer Lieder,... Veröffentlichungen bisher hauptsächlich in der Zeitschrift „Idee und Bewegung“ und im Eigenverlag.



Kunst Platz 3
Silja Korn
Befreiung




Portrait

Silja Korn, 1966 in Berlin geboren. Verheiratet, ein Sohn. Seit ihrer Jugend blind.

2007 Wiederaufnahme der Malerei. Teilnahme an Kunstausstellungen.

Auf ihrer Webseite www.siljakorn.de sind ihre bisherigen Arbeiten ausgestellt. Dort und auf den Seiten www.geschichten.homeeck.de, www.artofsilvia.de und www.blindnews.eu ist sie mit Kurzgeschichten vertreten. Auch auf den Seiten www.handicap-netzwerk.de und www.gleichgestellt.at sind Beiträge von ihr veröffentlicht.


Im Folgenden sei noch auf folgende Seiten hingewiesen, die im Zusammenhang mit Reisen behinderter Menschen stehen:




Prosa Platz 2
Hermann R. Bolz
Besinnung und Aufbruch


1.

Dumpf fiel die Tür ins Schloss. Der Widerhall brach sich vielfach, leiser werdend an den hohen Wänden, verstummte nur widerwillig. Noch seine Schritte. Aufdringlich, weil fremd in dieser Umgebung, dann Ruhe.

Zu lange war er weg gewesen, weit draußen im farblos silbergrauen, überwiegend leeren Gespinst dieser atemlosen, flachen Welt. Zu lange hatte er sich treiben lassen und zu spät hatte er gemerkt, wie entwurzelt er war. Zu lange schon hatte er sich schon vorgenommen, hierher zurückzukehren. Zurückzukehren? War es denn eine Rückkehr, war es Sehnsucht, war es der Versuch, in die Zeit vor seinem Aufbruch zurückzukehren, oder war es die Hoffnung, sich aus den Schatten der Vergangenheit befreien und diesmal richtig aufbrechen zu können?

So, wie sich der Schall seiner Schritte zögernd verkroch, fand auch sein Gehör zur Ruhe. Die gewaltige Stille ergriff seinen Körper und das tat ihm gut. Er gewann Vertrauen zu ihr.

Seine Augen widmeten sich dem Raum. Sie erkannten wohlgedämpfte Kontraste, bunte Bilder der Vergangenheit, Visionen, voller Hoffnung für viele, ihm lange unzugänglich. Sie fanden zur Ruhe.

Das leise Licht ergänzte die Stille – weder grell noch dunkel, nicht angenehm, nicht lästig. Ihn durchflutete eine große Erleichterung.

Nun bemerkte er auch diesen besonderen Geruch, dessen Besonderheit war, dass er keine besaß: nicht schwül, nicht scharf, nicht süß – nicht. Seine Erleichterung wuchs mit jedem Atemzug.

Durch sein Sommerhemd stahl sich leise eine angenehme Kühle. Erst an einem Punkt nur, ergriff sie bald seinen ganzen Körper – so gleichmäßig und gewaltig, dass es gut tat.

Schließlich verging auch der Geschmack auf seiner Zunge – er kniete nieder und hatte teil.


2.

Es schien ihm wohl möglich, dass das Sein als solches immer war, war auch in anderen Formen, vielleicht dünn, ein Hauch? Etwas, das sich, aufgrund welcher Notwendigkeiten auch immer, gelegentlich schon einmal in den Lebensformen dieser Erde kristallisiert, sichtbar wird, wie ein Computerbild sich auf dem Bildschirm aufbaut, und dann wieder vergeht.

Er ahnte, dass dieses Sein von weit her kam, mühelos den Schritt in diese Welt vollbracht hatte und mit dieser auch nicht vergehen, sondern sich nur wandeln würde. In seiner Ratlosigkeit, ja Verzweiflung erfuhr er dieses Sein als etwas ungeheuer Gemeinsames, etwas, das ihm seine Umwelt zunehmend vertraut erscheinen ließ. Nichts eigentlich war ihm mehr wesensfremd, im Gegenteil: er begann, das Wesen der Dinge zu erahnen.


3.

Leise stiegen Wälder in ihm auf. Zuerst nur ein zartes, zerbrechliches Etwas, dann raumfüllend, gewaltig. Hoch erhoben, das Gewölbe des Himmels nachzeichnend, Kleid seiner Heimat. Als Kind war er viel in den Wäldern gewesen – tagsüber, denn nachts überwältigte ihn dort die Angst – Kleid seiner Heimat, aber nicht mehr sein Zuhause.

Mit dem Buch in der Hand ein zweites Mal den Wald entdeckt. Neugierig, aber ohne Liebe. Zerschundenes Kleid seiner Heimat. Alte Wälder traten vor sein Auge: Überwältigend groß und allgegenwärtig waren sie einmal das Heim des Lebens. Vom lebenden Baum kam die Sünde. Am toten Baum endete der Erlöser. Er überwand den Tod, der Baum schlug keine Wurzel mehr.

Stumm neigen sich die Wälder dem Menschen. Nur in allergrößter Not suchen sie Zuflucht in ihnen, kaum gerettet, vergessen sie sie alsbald, höhlen sie aus. Angeschlagen, zerrissen, ein Schatten ihrer selbst, erheben sie heute die Zweige stumm um Hilfe, stumm und ohne Aussicht, Gehör zu finden. Die Sprache der Natur ist Fremdsprache geworden – sie steht auf keiner Stundentafel.

Da mahnen sie nun in ihrer schauerlichen Pracht – jeder ein leeres Kreuz. Neuer Sündenfall der Menschen?


4.

Lange war es her, als er mit anderen Jungen auf dem Schulhof Fußball spielte. Ein Pausenbrötchen als Ball. Bald stand er zur Strafe – zehn Minuten, zehn lange Minuten.

Etwas, was der Natur bitter abgerungen werden musste und woanders so fehlte, mit den Füßen getreten zu haben, traf ihn hart. Er sah die traurigen Augen von Müttern, die ihr verhungerndes Kind wiegten, wiegten ohne Hoffnung, das junge Leben bewahren können. Traurige, braune Augen, nur wenige Flugstunden entfernt. Und kein Billigflieger fliegt dorthin.

Auch morgen werden immer noch Nahrungsmittel tonnenweise vernichtet werden – und auch morgen werden sie noch knapp sein. Wird jemand zur Strafe stehen?


5.

Am Himmel drohte einst eine mächtige Wolke. Die Natur gebar sich entfesselter denn je. Über ihre steile Flanke führte der Tod seine reiche Ernte aus dieser Welt. Heiß vibrierte die Luft. Mit einem mächtigen Wurf in den Himmel geschleudert, begab er sich ohne Not in ihre Herrschaft – spürte ihre gewaltige Kraft, die ihm nur noch wenige Freiheiten ließ. Sein Flugzeug beugte sich der Natur, ächzte, knarrte, stöhnte unter den aberwitzigen Beschleunigungen. Hagelkörner trommelten ohrenbetäubend monoton auf der Bespannung, Blitze zuckten fahl über sein blasses, schmales Gesicht.

Zarte 14 Jahre in der Gewalt der Natur, die Gefühle wollen überquellen. Der Wunsch nach Ruhe und Geborgenheit, sich zu ergeben, gleich was passiert, wird stärker, überlagert den Verstand – okay crash? Allein, so grausam allein! Wenn jetzt die Dämme brechen, gibt es kein Halten mehr – er fiebert und ringt um sein Bewusstsein, ein ungleicher Kampf. Da gesellen sie sich zu ihm, seine Eltern, seine Lehrer, seine Freunde, seine Ahnen. ‚Du stehst nun an der Spitze, wir alle haben für dich gelebt, ähnliche Situationen durchgestanden, nie die Zuversicht und den Glauben an die Zukunft verloren. Wir vertrauen dir.’

Und so zog die Todeskarawane vorbei. In größter Not entzog er sich beharrlich der Übergewalt der Natur.

Von Ferne sah er, wie hoch sie schon gestiegen waren. Mit unerklärlicher Sehnsucht im Herzen verfolgte er ihren steilen, beschwerlichen Weg. Warum hatte er sich ihnen nicht angeschlossen?

Er wollte sich nicht dem Tod ergeben und dabei das Leben verlieren, sondern dieses Leben überwinden und dabei den Tod gewinnen.


6.

Einst Fliegen am Himmel über Frankreich. Die Weite erahnen, ständig in Bewegung, kein Innehalten. Alleine, alleine entscheiden, alleine den Weg finden, kühlen Kopfes, ruhiger Hand. Traute Einsamkeit am Abend, warme Farben tief unten, die langsam erkalten.

Sicher daheim. Daheim? Sicher? Dort, wo gegessen, getrunken und gelacht wird – daheim?

Ein Morgen voller Pläne. Er überlässt das Flugzeug seinem Freund. Der Tod hält seine Arme schon ausgebreitet. Bald bäumt es sich auf, zerbricht und stürzt rasch in die Tiefe. Lautlos sieht man es hinter einen Hügel tauchen, erahnt den Aufschlag und den Todesschrei des jungen Menschen, spürt, wie sein Leben zerspringt, wie Hoffnungen begraben werden.

Im Chaos eine starke Stimme, Blaulicht, Telefon, Trauer, eine schwarze Limousine.

Später: Weiße Blumen und Flugzeuge am Himmel – Hoffnung?


7.

Lagerfeuer. Eine Nacht, ein Himmel voller Sterne, ein Mond zum Greifen nahe. Grillen zirpen, es riecht nach Heu. Weit entfernt ist der Tag, die Nacht hält ihren Mantel ausgebreitet.

Fröhliches Lachen, alberne Gespräche, Scherze, Witze – Kunststückchen aus Fleisch und Blut – viel Oberfläche, viel Wein im satten Bauch. Starke Sprüche und tolldreiste Geschichten. Mit Träumen, Wünschen und Sehnsüchten wird lauthals geprahlt. Woanders verhungern Kinder.

Verzweifelt steht er abseits, läuft langsam in die Nacht hinaus. Mit den Sternen redet er – wunderliche Dinge. Meint, einer seines Lebens werde sicher vorbeikommen, auf der Suche nach der wahren Wahrheit, der Zukunft und der Erkenntnis an sich. Und bis dahin müssten sich alle um Erkenntnis bemühen, bemühen ohne Unterlass – mit jeder Faser ihres Körpers und in jeder Sekunde ihres Lebens.

Stumm lauschten sie seinen Worten, hatten solche schon oft gehört. Bis heute war noch keiner vorbeigekommen, gekommen auf der Suche nach Wahrheit und Erkenntnis. Aber ihre Gedanken durchdrangen den Raum, füllten ihn stetig mehr. Der Schlüssel zur Weite lag in ihnen selbst. Auf der Jagd nach Wahrheit und Erkenntnis waren sie Jäger und Gejagte zugleich. Die Wahrheit liegt in ihnen ebenso verborgen wie die Erkenntnis. Und er versichert ihnen, er sei bereits auf dem Weg hinauf, weil er hinabsteige. Am Ende seines Weges wird er erkennen, das weiß er und er weiß, dass ihn dies seines Lebens berauben wird.


8.

Vor seinen Augen sah er die gewaltigen Felsen weit draußen im Watt. Jeder eine Herausforderung – mächtig der Flut trotzend, die regelmäßig gegen sie anlief.

Weit war der Weg dorthin und führte bereits bei Ebbe durch beintiefes Wasser. Den Fels erreicht, ein ungutes Gefühl. Geschäftig schmatzt das Wasser in den Ritzen, Spalten und Klüften. Die Möwen schreien beutegierig laut. Der Geist wird gefangen, die Phantasie beflügelt. Die Flut kommt: nachdrücklich, gewaltig, kalt steigt das Wasser, Zentimeter um Zentimeter. Sucht es ein Opfer oder sorgt es sich um zwei Leben? In den Armen der See verstehen. Das gleichmäßige Auf und Nieder der Wellen, das stete Anrennen an die Ufer, das unbarmherzige Umzüngeln und Überfluten von Hindernissen, das ständige unermüdliche Vordringen – Mensch im Meer, Mensch ein Teil des Meeres. Ein bisschen Fleisch ringt um sein Leben.

Beharrlich trug er seinen Sohn aus der Gefahr. Seither verstehen sie das Meer. Geburtsstube und Beinhaus zugleich – das eine ohne das andere undenkbar, und beides so unendlich wichtig.


9.

Dumpf fällt die Tür ins Schloss. Mächtig flutet der Widerhall durch den Großstadtlärm. Sein Blick ist klar geworden und mit jedem Schritt wächst seine Zuversicht. Menschsein heißt nicht, Totengräber der Menschheit zu sein, Menschsein heißt, zu neuen Ufern aufzubrechen, nach den Sternen zu greifen.



Portrait

Hermann R. Bolz, Lambrecht (Pfalz), geb. 13.08.1952 in Kaiserslautern, studierte nach einer glücklichen Kindheit Forstwissenschaften. Sein beruflicher Lebensweg umfasste seither zahlreiche Stationen inner- und außerhalb von Rheinland-Pfalz.

Er ist verheiratet, Vater von sieben Kindern, begeisterter Segelflieger.

Internet: http://www.bolz-aktiv.de

E-mail: HPBolz@t-online.de




Lyrik Platz 2
Hans Brakhage
Dämonen der Vergangenheit


Die Dämonen der Vergangenheit

rascheln leise knirschend

im trockenen Gebälk der Erinnerung


Längst vergessen geglaubte Träume

huschen flüsternd durchs Zwielicht

verschlungener Gedankenpfade


Stechend glühendes Auge droht

aus düsterem Keller dem Kind

das du einst warst


Siehst dich im Gedankenspiegel

verwunschenes Hasskind

lächelst blinzelnd ins Licht


Portrait

Hans Brakhage, Düsseldorf, geb. 1950, Staatsangehörigkeit: Österreich, ledig, keine Kinder

Tel.: 0211-444357

Persönl. Homepage: www.brakhage.info

Beruf: People-Fotograf, mehrere Jahre in der Werbung und Theaterfotografie tätig, verschiedene Ausstellungen und Fotoprojekte / Buchveröffentlichungen, aus gesundheitlichen Gründen Frührentner.

Autor seit 1968, Mitglied im Westdeutschen Autorenverband, Gründer des Düsseldorfer Arbeitskreises für „Gebrauchsliteratur“, Co-Autor und Co-Herausgeber der „Tympan“ Literatur-Zeitschrift, Initiator des Düsseldorfer Arbeitskreises „Schreiben als Selbsterfahrung – Selbsterfahrung durch Schreiben“, Literatur- und Schreibprojekt mit Psychiatrie-Patienten. Autor und Herausgeber kleiner Veröffentlichungen (z.B. „Gedichte aus Blut und Seide“ Grafik – Fotokunst – Lyrik – Short Storys / Anthologie; „Das ist es“ erotische Lyrik und Prosa / Anthologie; „Mit spitzer Feder“ satirisch politische Gedichte und Short-Storys / Anthologie), Autor der unveröffentlichten Roman-Trilogie „Die Geschichte von Katharina & Paul“, neuestes Romanprojekt: „Dunkle Tage der Kindheit“ (der erste Band des zweibändigen Romans ist bereits erschienen).



Kunst Platz 2
Linni Lind
Grille


Portrait

Linni Lind, geboren in Thüringen. Lebt in Laubach, Vogelsberg. Verheiratet mit Rainer Lind, Maler und Musiker.

Seit 1976 Werbegrafikerin in Frankfurt a.M., Werbeseiten in der Neuen Presse, im Spiegel, für die AEG. Seit 1985 Ölmalerei. Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen. Seit 2000 Schreibarbeiten, Bilderbücher, Kurzgeschichten, drei Romane, Lyrik.



Prosa Platz 1
Werner Vogel
Eine zündende Idee


Der Teufel schläft nicht! Wach endlich auf, du Faulpelz! Die Arbeit wartet!“, zeterte die alte Dame penetrant. Luzifer fuhr mit einem Schwefelrülpser aus seinem schönsten Traum hoch. Er war eben wieder mitten im Zweiten Weltkrieg gewesen. Umso niederschmetternder wurde ihm augenblicklich die banale Realität des Jahres 1981 bewusst. „Schon gut, Oma“, murmelte er beschwichtigend, während er sich aufrichtete, wohl wissend, wie Recht seine Großmutter doch hatte. Es musste endlich etwas Radikales unternommen werden.


Nein, gar nicht gut! Nichts ist gut! Gar nichts! Alles ist schief gegangen in den letzten Jahren! Vietnam vorschnell beendet, Demokratie und Bürgerrechte überall im Vormarsch, ja selbst die Unterdrückung der Frau und der gute alte Rassismus klappen nicht mehr ganz so reibungslos, wie sie eigentlich sollten!“, kreischte die runzelige Urahnin des Bösen hysterisch und stampfte dabei zornig mit dem Ziegenhuf gegen den unter ihr wogenden Teppich aus gepeinigten Seelen, die sofort pflichtbewusst aufstöhnten, da sie ja wussten, dass der Tyrannin Unterwürfigkeit gefiel. Bei solch guter Führung konnte man einige Jahrtausende Fegefeuer schon einmal erlassen bekommen. Und was gab es schließlich Erstrebenswerteres, als die Bude möglichst schnell verlassen zu können und beim unaufhaltsamen Aufstieg nach oben, bei der Karriere als unkündbar Begnadigter also, noch den Neid der anderen armen Seelen spüren zu dürfen?


Zieh nicht alles in die Sauberkeit, Omi! Bleib doch bitte unfair! Was ist mit Kennedy, mit Marilyn, mit James Dean? Na und neulich erst mein Coup mit John Lennon, der war doch auch nicht von schlechten Eltern! Und die Atombombe, ha, die Atombombe?“, versuchte Satanas halbherzig einzulenken. Seine Großmutter spie erregt eine giftgrüne Salmiaklösung und ihren letzten verfaulten Schneidezahn aus und brüllte: „Kennedy, Monroe, Lennon, Dean – lachhafte Kinkerlitzchen, kindische Peanuts, unbedeutende Einzelschicksale! Außerdem: Was hilft uns schon deine ach so … hui hui hui gruuuselige … Bombe, wenn sie so lange nicht geworfen wird, bis alle Welt sie bereits wieder vergessen hat? So willst du IHM da oben in der Chefetage Konkurrenz machen? ER lacht über uns, hörst du IHN nicht?“ Natürlich hörte der Teufel SEIN Lachen, jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde. Natürlich störte das schallende Gelächter ihn genau so, wie es ihn schon vor Ewigkeiten gestört hatte. Ächzend erhob er sich nun aus seinem Kohlenbett und hinkte zum Schreibtisch, wo er wie immer seine nächste Tat vorzubereiten gedachte. „Etwas hurtiger, ruck zuck, vorwärts, gib dir Mühe …“, stachelte die schrille Stimme seiner Großmutter ihn an. Das brave Stöhnen der Seelen stimulierte ihn zusätzlich. Das Böse erwachte lüstern in ihm. Der Herr der geistigen und körperlichen Finsternis ließ sich nun voll Tatendrang in den ledernen Chefsessel plumpsen und massierte nervös seine knallroten Hörner.


Dann geschah es. Er spürte eine plötzliche Eingebung von noch weiter unten, als er selbst schon war. Sofort ahnte er: Diese Idee konnte den endgültigen Durchbruch bedeuten! All die Milliarden glücklicher Momente all der Billionen unappetitlicher Menschen, die er als schmerzhafte Rückschläge während seiner Laufbahn hatte ertragen müssen, all diese Entbehrungen, dieser bittere Mangel an Elend konnten doch einen Sinn, oder besser Unsinn gehabt haben, nämlich den, ihn in diesem Moment an diesen Schreibtisch zu bringen um diesen wahrhaft höllischen Plan zu gebären! Begeistert rülpste er erneut auf, jedoch weitaus kraftvoller als zuvor, wodurch die gesamte Ostküste Amerikas von einem gewaltigen Tsunami vernichtet wurde.


Die automatischen Zähler am Eingang der Hölle schrillten entzückt auf und verzeichneten in wenigen Sekunden 576 899 Neuzugänge, deren nahtlose Eingliederung in den Teppich logistisch undurchführbar war, sich dementsprechend in die Länge zog und besonders qualvoll wurde. Die Großmutter nickte anerkennend und halbwegs beruhigt. „Siehst du, Luzi, das war einmal ein Anfang nach Maß, obwohl das bloße Hochwürgen von Gärgasen ja nicht als wirklich genial gelten kann. Ich hoffe doch sehr, dass du da noch ein bisschen nachsetzen wirst, vielleicht mit ein wenig mehr Esprit. Man sollte IHM da schon etwas vorlegen, woran ER wirklich längerfristig zu knabbern hat“, säuselte sie, wobei sie ihre Affenliebe und Bewunderung für das eigene Enkelkind nur schwer verstecken konnte. Der Höllenfürst war nun, da er diese Idee in sich wachsen fühlte wie einen gewaltigen Vulkanausbruch, ganz in seinem heißen Element. Wie von selbst sprudelten plötzlich wohlgesetzte Worte aus seinem übel riechenden Maul. „Ja, ich bin eben ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will, und stets das Gute schafft! Allwissend bin ich nicht; doch viel ist mir bewusst! Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht! Drum besser wär’s, wenn nichts entstünde!“, schrie er enthusiasmiert. Ein schwaches Stimmchen aus der rechten hinteren Ecke des Teppichs fragte untertänigst nach, ob vielleicht für das nicht autorisierte Zitieren urheberrechtlich begründeter Strafnachlass gewährt werde, man würde ohnehin schon ohne genaue Angabe von Gründen seit 159 Jahren hier schmoren. Die Seele, die angab, früher Dichterfürst gewesen zu sein, wurde wegen unzulässiger Schallabgabe zu weiteren 56 212 Jahren Fegefeuer zuzüglich vollständiger Tilgung aus dem Gedächtnis der Menschheit verurteilt und kommentierte dies entrüstet mit den Worten: „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor. Welch Schauspiel, aber ach, ein Schauspiel nur! Mir graut’s vor dir!“ Diese abschließende Bemerkung schmeichelte dem Teufel sehr und er ließ, unter wohlwollender Berücksichtigung des mildernden Umstandes, dass die inkriminierte Seele zu Lebzeiten hinlänglich frauenfeindlich und egoistisch agiert habe, doch wieder drei Jährchen nach. Außerdem musste er sich nun auf Wichtigeres konzentrieren.


Seine Klauen verkrampften sich um die Blutfüllfeder, mit der er jetzt sein Vorhaben zu Menschenhaut zu bringen gedachte. „Hast du was? Was hast du? Du hast was? Was du … ?“, stieß die Alte neben ihm hektisch sabbernd hervor. „Es ist vollbracht!“, sprach der Teufel feierlich, während er leicht die Federspitze ansetzte. „Ich gebe ihnen eine Erfindung, die absolute geistige Freiheit vorgaukelt und unendliche Weisheit. Bis sie die Falle bemerkt haben, diese Würmer, sitzen sie alle mittendrinnen – in absoluter geistiger Umnachtung und unendlicher Dummheit gefangen, im Unflat sich windend! Dann wird auch ER nie mehr etwas zu lachen haben!“ Ungeübt und umständlich begann er Buchstabe um Buchstabe auf die bleiche, zitternde Haut am Schreibtisch, die kaum hörbar nachfragte, ob sie denn auch passabel läge so zur werten Benutzung, hinzukritzeln. Als er fertig war, knallte er die aus einem einzigen Wort bestehende Notiz seiner Großmutter, die schon die ganze Zeit neugierig über seiner verbeulten Schulter gehangen war, mit einer theatralischen Geste direkt vor ihre Warzennase und wartete gespannt. Die Alte ließ sich viel Zeit, setzte umständlich ihre dicken Brillen, angefertigt aus den Netzhäuten bis dahin noch lebender Karpfen, auf, führte das Hautstück nahe an ihre milchigen Augen heran und las mit krächzender, fragender Stimme: „Ist der nett?“


Für einen kurzen Moment herrschte völlige Stille an diesem Ort des unendlichen Jammers. Sogar die eifrigsten Seelen hielten einen Augenblick die Luft an. Dann begann der gefallene Engel Satan zu toben wie ein tollwütiges Tier, so dass sich Himmel und Erde verfinsterten. Überall auf dem Globus schossen angesichts der deutlichen Vorzeichen eines bevorstehenden Weltunterganges im Sekundentakt Esoterikkartelle, Waldorfuniversitäten, offene Wünschelrutenmeisterschaften, Reiki-Fanshops, Druiden-Stylistenseminare und New-Age-Lehrstühle aus dem Boden wie später genmanipulierte Erdbeeren. Als der Teufel sich nach sieben Monaten ekstatischer Raserei endlich wieder halbwegs unter Kontrolle hatte, atmete er einige Male ganz bewusst tief durch, summte „Ooooooom!“, aß einen Happen Trennkost, experimentierte ein wenig mit bewusstseinserweiternden Drogen, drückte seine Energiepunkte, dass es nur so krachte, suchte seine Mitte, fand sie letztendlich irgendwo am Rande, starrte seine leicht verschreckte Großmutter lange finster an und zischte schließlich zornig: „Nein, Oma, nein, nein und nochmals nein! Es wird wirklich allerhöchste Eisenbahn, dass du da was unternimmst mit deinem Optiker!“


Hierauf riss er ihr das Schriftstück des Grauens aus der Gichthand und blähte sich zu einer Höhe von sechs Meter sechsundsechzig auf, damit er das von ihm selbst geschriebene Wort (das erste übrigens seit etlichen Jahrtausenden), seine dunkle Offenbarung, den Namen der Apokalypse nun laut genug dreimal in die knirschende, torkelnde, zusammenbrechende Welt hinaus brüllen, heulen, verkünden konnte. Hoch reckte er seine Arme empor und verharrte drei Sekunden in dieser Pose des Sieges. Dann johlte er befreit grinsend los:


Internet! Internet! Internet!“


Die Millionen geschundenen Seelen im Höllenteppich stöhnten diesmal ehrlich beeindruckt.



Portrait

Werner Vogel, Wien, geb. 1964 in Wien.

e-mail: vog@nls.at

Tel.: 00436642049789

Literarisch tätig ist er seit 1980. Er erhielt 1990 ein Literaturstipendium des Österreichischen Bundesministeriums. Seine Texte wurden in zahlreichen Zeitschriften, Anthologien und im Hörfunk veröffentlicht. Werner Vogel hat bisher fünf eigene Bücher veröffentlicht, zuletzt den Lyrikband „Wo die Stirnreihe endet“, Edition Innsalz 2005.



Lyrik Platz 1
Regina Pönnighaus
Das letzte Mal


Die Hülle lag da, und die Seele hatte ihr Haus längst verlassen,

war ausgezogen und vom Wind davongetragen worden.

Stolz und schlank ragten die eitlen Birken aus dem moorigen Grund

und ließen den leichten Wind mit den gegilbten Blättchen spielen.

Ein Duft von sumpfig säuerlicher Erde und warmen Gräsern

vermählte sich mit dem flirrenden Anblick eines schwülen Spätsommerabends.

Sie waren eingezogen, die freundlichen Helfer,

in der Absicht das Liegengebliebene anzupassen.

Das Summen geflügelter Freunde war nur in direkter Nähe wahrnehmbar

und wurde in das Konzert der raschelnden Blätter

und musizierenden Grillen unauffällig integriert.

Gelegentlich schwärmten sie auf,

störte ein unfreundliches Lüftchen das köstliche Buffet,

doch unverminderten Appetites kehrten sie eiligst zurück.

Die Tafel war gut besucht, schmackhaft, und sie war für alle.

Es war egal, wo sie herkam, wie sie herkam, oder was geschehen war.

Sie wollten ihre Aufgabe erfüllen, sich ernähren, sich vermehren,

zusammen das Totenmal feiern.

Die Hitze des Tages saß im Fleisch und machte es weich und fließend.

Das süße Aroma der Verwesung schwebte schwer über dem Körper,

hing eine Zeit lang zwischen den goldenen Gräsern fest,

bis der Abendwind es zerstreute und aufnahm.

Der Wirt gab alles und sie nahmen es sich.

Einige Wochen zelebrierten sie ihr Fest,

wurden rund und dick, glänzend und schimmernd.

In großen Familien verließen sie den Ort.

Kriechende, krabbelnde, rutschende und surrende Gefährten

suchten die nächste Herberge, die frische Tafel,

das nächste große Fressen

für leise schmatzende Mäuler.


Portrait

Regina Pönnighaus, geboren 1973 in Melle, jetzt wohnhaft in Bad Oeynhausen, verheiratet und Mutter von zwei Kindern.

Sie ist gelernte Schauwerbegestalterin, war im Verkauf, sowie mehrere Jahre in der Krankenpflege tätig.

Sie schreibt seit 1987 Gedichte und Geschichten und konnte sich 2008 über zwei Veröffentlichungen freuen: Frankfurter Bibliothek des zeitgenössischen Gedichts (Bretano- Gesellschaft) und Weihnachtsgedicht-Anthologie 2008 (Community And More). Veröffentlichungen 2009: Zeilen und Zeiten, Gesichter Asiens (Literaturpodium); zwei Gedichte für Ausflug in die Stille; Jokers, Gedichtdatenbank im Netz; Glücksanthologie (Elbverlag, M. Rossi).



Kunst Platz 1
Izabela Meisel
Zwischen zwei Welten



Portrait

Izabela Meisel, Hollfeld, geb. 1968, Altenpflegerin, Mutter von drei Kindern

Sie suchte nach schwerer Erkrankung neue Ausdruckswege zur Selbstverwirklichung. So entdeckte sie die Ölmalerei. Das Bild „Zwischen zwei Welten“ entstand spontan, die Deutung fiel ihr erst einige Zeit später ein. Drei Schatten-Personen symbolisieren krebskranke Menschen, die zwischen den zwei Welten stehen – zwischen irdischem Leben und dem Paradies. Krankheit ist der Untergang, und die Heilung ist die Hoffnung.


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Hoffnung

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